History of trams in Frankfurt (Oder)
12 May 2015
Geschichte der Straßenbahn Frankfurt (Oder) | Historia tramwaju we Frankfurcie n. O.
Frankfurter Straßenbahn um 1900
Betriebseröffnung 1898: Im Jahr 1894 diskutierte man in der Stadt die Schaffung eines Pferdebahnnetzes von 4 Linien. Diese sollten den Markt mit dem Bahnhof, dem Stadtteil Beresinchen, dem Schützenhaus (in der Dammvorstadt, heute Słubice/Polen) und der Küstriner Straße (heute Herbert-Jensch-Straße) verbinden. Die Pferdebahn war zu dieser Zeit aber bereits eine veraltete Technologie, andernorts bewährten sich elektrische Straßenbahnen. Daher wird auch in Frankfurt (Oder) der Bau einer solchen beschlossen. Ein entsprechender Vertrag mit der AEG wurde am 22. April 1896 vom Bürgermeister Adolph unterschrieben. 1897 begannen die Bauarbeiten, und am 22. Januar 1898 erfolgte die offizielle Eröffnungsfahrt.
Einen Tag darauf wurde auf zwei Linien vom Buschmühlenweg zum Magazinplatz (heute Karl-Ritter-Platz) und vom Neuen Friedhof zum Schützenhaus der Regelbetrieb eröffnet. Der Betriebshof befand sich nahe der Oder in der Bachgasse. Die neue Straßenbahn fuhr von etwa 8 bis 22 Uhr alle 6 bis 12 Minuten. Bis Ende 1899 gingen auch die Strecken zum Bahnhof und zum Paulinenhof (Endpunkt Kasernen) sowie die Streckenverlängerung zum Schlachthof in der Lebuser Vorstadt in Betrieb. Die Stadt hatte um die Jahrhundertwende etwa 60.000 Einwohner. Es fuhren nun vier farblich unterschiedene Linien:
▪ Grüne Linie:
Chausseehaus (heute etwa Bus-Hst. Schöne Aussicht) - Schlachthof (heute etwa Hst. Neue Welt)
▪ Blaue Linie:
Kasernen (heute etwa Hst. Witzlebenstraße) - Logenstraße (heute etwa Hst. Gartenstraße)
▪ Gelbe Linie:
Neuer Kirchhof (heute Friedhof) - Junkerstraße (heute C.-P.-E.-Bach-Straße hinter dem Rathaus)
▪ Rote Linie:
Bahnhof - Schützenhaus (heute etwa Bus-Hst. Słubice, Aleja Niepodległości)
Bahnhofstraße in den 1930er Jahren
Bis in die 20er Jahre: Erst 1906 hielt die Straßenbahn nur noch an Haltestellen. Das ein- und aussteigen auf freier Strecke führte bis dahin zu häufigen Halts und Verspätungen. In dieser Zeit erhielt die bisher blaue Linie zur besseren Erkennung eine weiße Linientafel. 1908 kam es zur nächsten Streckenerweiterung, diesmal vom Paulinenhof zum Hellweg. Neue Gleise wurden auch in der Innenstadt verlegt. Der Erste Weltkrieg brachte Personalprobleme, so dass ab 1915 auch Frauen als Fahrer und Schaffner eingesetzt wurden. 1917 herrschte zusätzlich Mangel an Energie, so dass nicht mehr alle Strecken vollständig betrieben werden konnten.
Auch die ersten Jahre in der neuen Weimarer Republik waren von Schwierigkeiten geprägt. Die Inflation der frühen Zwanziger Jahre ließ Fahrpreise explodieren. Die Fahrgäste blieben weg, das Angebot wurde stark gekürzt.
Bahnhof in den 1930er Jahren
Nach der Inflation: Ende 1923 endete mit einer Währungsreform die Inflation. Die Wirtschaft erholte sich, das Leben begann sich zu normalisieren, alle Strecken gingen wieder in Betrieb. 1924 wurde mit dem Umbau des Frankfurter Bahnhofes und des Bahnhofsvorplatzes eine neue Straßenbahnendstelle am Bahnhof errichtet.
1925 wurde der Straßenbahnverkehr reformiert, es wurden Zahlen als Linienkennzeichnung eingeführt und die Takte verdichtet. Am Wilhelmsplatz wurden die beiden Straßenbahnhäuschen errichtet. Heute existiert nur noch eines davon, welches das Kundenzentrum der Stadtverkehrsgesellschaft beherbergt. Ein Gutachten empfahl den zweigleisigen Ausbau der Strecken und neue Gleisverbindungen am Wilhelmsplatz. Außerdem wurden fünf Überland-Autobuslinien eingerichtet. Inzwischen lebten etwa 70.000 Menschen in Frankfurt (Oder). Nachfolgend die Straßenbahnlinien von Juni 1925. Die Farben als Linienkennzeichnung wurden durch Zahlen abgelöst.
▪ Linie 1
-
Bahnhof - Wilhelmsplatz (heute etwa Hst. Brunnenplatz) - Schlachthof (heute etwa Hst. Neue Welt)
▪ Linie 2
-
Kasernen (heute etwa August-Bebel-Straße/Hellweg) - Wilhelmsplatz - Schützenhaus (heute etwa Bus-Hst. Słubice, Aleja Niepodległości)
▪ Linie 3
-
Beresinchen/Neuer Friedhof (heute Hst. Friedhof) - Wilhelmsplatz
▪ Linie 4
-
Wilhelmsplatz - Chausseehaus (heute etwa Bus-Hst. Schöne Aussicht)
Wilhelmsplatz in den 1930er Jahren
Bis zum Zweiten Weltkrieg: Noch 1925 wurden die Linien 3 und 4 zur neuen Linie 3 vereinigt. 1927 wurde die Linie 2 in der Dammvorstadt vom Schützenhaus zum Stadion verlängert, wo auch die erste Wendeschleife der Frankfurter Straßenbahn entstand. Zwei Jahre später wurden als Ergänzung zum Straßenbahnnetz die beiden ersten Stadtbuslinien eingerichtet.
1936 wuchs das Straßenbahnnetz erneut, diesmal vom Hellweg bis zum Westkreuz (Linie 2). Im gleichen Jahr folgten zwei weitere Autobuslinien. Die Einwohnerzahl war bis dahin auf über 80.000 gewachsen. Doch schon bald verabschiedete sich das Deutsche Reich aus dem Kreis der zivilisierten Nationen, als Quittung dafür stand im April 1945 die Rote Armee am Ostufer der Oder.
Im Laufe des Krieges wurde der Busverkehr eingestellt, der Führer brauchte Benzin im Kaukasus, statt junge Mütter mit Kinderwagen durch die Stadt zu chauffieren. Die Einrichtung eines elektrisch betriebenen O-Busses war weit fortgeschritten. Genehmigungen für 2 O-Bus-Linien lagen vor, erste Oberleitungsmaste wurden im Hansa-Viertel gesetzt, eine Anzahlung für die Technik war bereits geleistet, geliefert wurde diese jedoch nicht mehr. Am 19.04.1945 wurde die Oderbrücke von der Deutschen Wehrmacht gesprengt, was das Ende der Straßenbahn in die Dammvorstadt bedeutete. Am 22.04.1945 wird der Straßenbahnverkehr infolge der Kriegshandlungen völlig eingestellt.
Platz der Republik in den 1950er Jahren
Wiederaufbau: Ab Juli 1945 begann der Straßenbahnverkehr schrittweise. Die Strecke in die Dammvorstadt ging nicht mehr in Betrieb, der östlich der Oder gelegene Stadtteil gehörte nun zu Polen und hieß fortan Słubice. Ende 1945 lebten nur noch gut 40.000 Menschen in der Stadt.
Erst Mitte der 1950er Jahre kamen die ersten Neubaufahrzeuge vom Typ LOWA. Die Innenstadtstrecken wurden den neu geschaffenen Straßenverläufen angepasst. Vom Gesicht des alten Frankfurt hatten die Kriegshandlungen und die kommunistischen Vorstellungen der Neugestaltung der Stadt nicht mehr viel übrig gelassen. Bis 1958 fuhren in Frankfurt Straßenbahnen mit Stangen- statt Scherenstromabnehmern. Das ab Ende 1947 geltende Linienschema der Frankfurter Straßenbahn folgt.
▪ Linie 1
-
Bahnhof - Platz der Republik (bisher Wilhelmsplatz) - Rathaus/Markt (heute kein ÖPNV)
▪ Linie 2
-
Westkreuz - Platz der Republik - Schlachthof (heute etwa Hst. Neue Welt)
▪ Linie 3
-
Beresinchen/Neuer Friedhof (heute Hst. Friedhof) - Platz der Republik - Chausseehaus/Oderallee (heute etwa Bus-Hst. Schöne Aussicht)
Schleife Lebuser Vorstadt Ende der 60er Jahre
Die 50er und 60er Jahre: Die zahlreichen Innenstadtstrecken der Straßenbahn wurden 1957 mit der Errichtung der neuen Karl-Marx-Straße stillgelegt. Auf der neuen Hauptverkehrsachse rollten nun die Straßenbahnen in die Lebuser Vorstadt. Linie 1 endete statt am Rathaus am Platz der Republik. Neben den erwähnten LOWA-Wagen kamen ab 1958 fabrikneue Gotha-Wagen in die Stadt.
Bereits 1954 war der Stadtbusverkehr wieder aufgenommen worden, zunächst von den Linien A (Platz der Republik - Hansastraße - Meurerstraße) und B (Hauptfriedhof - Markendorf - Lichtenberg).
1966 wurde am Westkreuz die erste Wendeschleife im damaligen Netz errichtet (die Schleife am Stadion in der Dammvorstadt existierte nicht mehr). Im Jahr darauf wurde eine Wendeschleife auch in der Lebuser Vorstadt eingeweiht, zu der die Strecke zum Schlachthof verlängert wurde. Die Linie 2 konnte nun mit Einrichtungswagen befahren werden, die ab 1967 beschafft wurden. Erst zu dieser Zeit lebten wieder etwa 60.000 Menschen in der Stadt, so viele wie bei der Einführung der Frankfurter Straßenbahn um die Jahrhundertwende.
Kuppelendstelle am Südring 1978
Ausbau in den 70ern: Bereits in den späten 60er Jahren kam es zum Bau neuer Wohngebiete im Südwesten. Die Straßenbahn allerdings wurde nicht erweitert, stattdessen wuchs das Busnetz auf fünf Linien. Auch dass seit 1961 keine neuen Fahrzeuge mehr nach Frankfurt kamen, war ein Zeichen für die damals geplante Stilllegung der Frankfurter Straßenbahn.
1970 wird der Verkehr auf der Strecke in den Buschmühlenweg zunächst eingestellt, später aber bis zum Stadion wieder in Betrieb genommen. Die Straßenbahn sollte in Frankfurt ganz vom Bus abgelöst werden, diese Strecke sollte der Auftakt zu ihrer Einstellung sein. Doch es kam anders. Die Straßenbahn wurde doch nicht abgeschafft, sondern kräftig ausgebaut.
Zunächst wurden ab 1971 wieder neue Wagen, die so genannten Reko-Wagen geliefert. Schließlich ging 1976 die Verlängerung vom Friedhof zum Südring in Betrieb. 1979 wurde die Strecke um eine Station bis zur neuen Wendeschleife an der Kopernikusstraße verlängert. Die Strecke zum Bahnhof jedoch wurde bereits 1976 stillgelegt, sie sollte durch eine Neubaustrecke ersetzt werden. Die Einwohnerzahl war wieder auf über 70.000 angestiegen.
▪ Linie 2
-
Westkreuz (heute Messegelände) - Platz der Republik (heute etwa Hst. Brunnenplatz) - Lebuser Vorstadt
▪ Linie 3
-
Kopernikusstraße - Friedhof - Platz der Republik / Lebuser Vorstadt
▪ Linie 4
-
Kopernikusstraße - Friedhof - Platz der Republik - Stadion
Neue Trambrücke Große Müllroser Straße
Das Jahr 1980: Am 3. Oktober 1980 wurde die Strecke durch die Leipziger Straße durch die Neubaustrecke über den Bahnhof ersetzt. Schon seit seiner Neugestaltung in den 20er Jahren, und somit seit fast 60 Jahren, plante man die Durchfahrt der Straßenbahn durch den Bahnhofstunnel, auch Beresinchentunnel genannt. 1980 war sie realisiert. Anspruchsvoll waren die Brücken, mit denen der Straßenbahn Berg- und Talfahrten durch das hügelige Beresinchen erspart werden. So entstanden Brücken nur für die Straßenbahn und Fußgänger an der Großen Müllroser Straße und der Heinrich-Hildebrand-Straße. An der Luckauer Straße war die Ausfädelung der Neubaustrecke nach Neuberesinchen über ein Gleisdreieck vorbereitet.
Ein großer Vorteil der neuen Strecke lag in der besseren Anbindung des Bahnhofes. Nachdem der Bahnhof seit 1976 nur noch von den Bussen angefahren wurde, kamen nun die wichtigsten Linien der Straßenbahn hier vorbei. Die alte Strecke durch die Leipziger Straße (damals Wilhelm-Pieck-Straße) wurde stillgelegt, und die Straße konnte zur Haupterschließungsstraße ausgebaut werden. 1980 wohnten 80.000 Menschen in der Stadt.
Streckeneröffnung nach Markendorf
Die 80er Jahre: Im September 1981 konnte bereits eine weitere Neubaustrecke in Betrieb genommen werden, der erste Bauabschnitt nach Neuberesinchen war fertiggestellt. Die wieder eingeführte Linie 1 fuhr nun vom Stadion bis zur heutigen Haltestelle Wintergarten. Ein Jahr später, im Sommer 1982, wurde die Strecke um zwei Stationen bis zur heutigen Endstation Neuberesinchen verlängert. Die neue Linie 5 wurde kurz darauf eingerichtet. Neuberesinchen war Frankfurts größtes Plattenbaugebiet mit über 20.000 Einwohnern.
Bald war eine dritte Straßenbahnlinie hierher nötig, so dass im Oktober 1985 die Linie 6 eingeführt wurde. 1987 begann ein neues Zeitalter bei der Frankfurter Straßenbahn. 22 neue Fahrzeuge vom Typ KT4D kamen aus der Tschechoslowakei. Ein Jahr später fand die mit 5,6 km Länge größte Netzerweiterung der Geschichte der Frankfurter Tram statt. Bis zum Halbleiterwerk in Markendorf wurde die Strecke zur Kopernikusstraße verlängert. Die neue Linie 7 komplettierte ab 1988 das Liniennetz.
▪ Linie 1
-
Neuberesinchen - Bahnhof - Platz der Republik (heute Zentrum) - Lebuser Vorstadt
▪ Linie 2
-
Westkreuz (heute Messegelände) - Platz der Republik - Stadion
▪ Linie 3
-
Halbleiterwerk (heute Markendorf) / Kopernikusstraße - Platz der Republik - Lebuser Vorstadt
▪ Linie 4
-
Halbleiterwerk - Kopernikusstraße - Platz der Republik - Große Oderstraße (heute Europa-Universität)
▪ Linie 5
-
Westkreuz - Bahnhof - Neuberesinchen
▪ Linie 6
-
Neuberesinchen - Bahnhof - Große Oderstraße
▪ Linie 7
-
Halbleiterwerk - Kopernikusstraße - Neuberesinchen
Niederflurwagen an der Haltestelle Zentrum
Nach der Wende: Der stürmische Ausbau der Frankfurter Straßenbahn hatte zu einer Vernachlässigung des bestehendes Netzes geführt. An der Strecke zum Westkreuz wurde so lange nichts gemacht, dass die Straßenbahn hier vorübergehend durch Busse ersetzt werden musste. Eine weitere Neubaustrecke ins Hansa-Viertel war dennoch bereits im Gespräch. Auch zum Helene-See wurde eine Straßenbahnstrecke in Aussicht gestellt. Knapp 88.000 Menschen bewohnten 1989 die Stadt.
Doch dann kam plötzlich alles ganz anders. Die Berliner Mauer fiel, der Kommunismus kam ins Museum, die Wirtschaft im Osten Deutschlands brach zusammen. Die Stadt begann zu schrumpfen. Nun wurde das vorhandene Netz modernisiert, neue Niederflurbahnen ersetzten bis zu 40 Jahre alte Fahrzeuge. Busse und Bahnen wurden moderner, fahren aber seltener. Der über 100 Jahre alte Betriebshof wurde 1999 durch einen Neubau im Süden der Stadt ersetzt, die Stadt hat da noch 75.000 Einwohner.
Einen Streckenausbau ins benachbarte Słubice haben die Frankfurter Bürger 2006 in einem Bürgerentscheid abgelehnt. Knapp 60.000 Menschen sind noch in Frankfurt beheimatet, bis zum Jahr 2030 rechnet man mit nur noch 53.000 Einwohnern.