Sie streiken, sie streiken nicht, sie streiken ...
Sonntag, 10. Mai 2015

Seit Tagen hing die Streikgefahr wie eine drohende Gewitterwolke über der Stadt: die Dienstleistungsgewerkschaft verdi kündigte Streiks ihrer Mitglieder im öffentlichen Nahverkehr Brandenburgs an. Zwei Warnstreiks, am 25. Februar und am 24. März, hatte es in Frankfurt bereits gegeben. Ab dem 28. April sollte der Nahverkehr erneut und diesmal dauerhaft ruhen. Dass ausgerechnet an diesem Tag Brandenburgs Schüler ihre Abiturprüfungen schreiben, interessierte die Gewerkschafter nicht.

Die Forderung der Gewerkschaft

verdi fordert eine Lohnerhöhung von 120 Euro brutto im Monat. Die Arbeitgeber boten zuletzt ein Plus von 90 Euro in zwei Schritten sowie eine Einmalzahlung von 180 Euro an. Besonders umstritten ist aber eine von verdi geforderte Zusatzleistung nur für Gewerkschaftsmitglieder, zusätzliches Urlaubsgeld oder zusätzliche Urlaubstage. Die Arbeitgeber weigern sich jedoch, den verdi-Mitgliedern unter den Bus- und Straßenbahnfahrern einen weiteren Bonus zu überweisen und argumentieren, dass nicht die Verkehrsbetriebe und somit die Fahrgäste den Mitgliedsbeitrag für die Gewerkschaft bezahlen sollten.

Dabei hatte verdi alle Register gezogen, um den Nutzern des Nahverkehrs den Ausfall desselben schmackhaft zu machen. Ein Straßenbahnfahrer erklärte in der Lokalpresse (Artikel der Märkischen Oderzeitung), dass ein Berufsanfänger nur 1.250 Euro Netto im Monat verdient. Weiterhin erklärte der Vertreter der Straßenbahn- und Busfahrer, dass man für dieses Geld nicht einmal in einer klimatisierten Fahrerkabine säße, mitunter schon nachts um zwei aus den Federn krauchen müsse und man dann noch nicht einmal jedes Weihnachtsfest unterm Christbaum verbringen könne.

Wütende Gewerkschaft

verdi teilt auf ihrer Webseite mit, die StadtverkehrsGmbH Frankfurt (Oder) hat nach der Streikankündigung ihre Fahrzeuge aus dem Depot an geheime Orte in der Stadt geholt, um einen weitgehend regulären Verkehr mit Hilfe in- und ausländischer Streikbrecher zu gewährleisten. Tatsächlich wurden 5 Straßenbahnen am geheimen Depot Bachgasse und sieben Busse beim geheimen Busunternehmen Homann abgestellt, denn etwa 30 Fahrer konnten oder wollten sich nicht am Streik beteiligen, und der Verkehrsbetrieb wollte mit diesen wenigen Fahrern und Fahrzeugen wenigstens den Schülerverkehr absichern. Da hatte allerdings die Gewerkschaft etwas dagegen. Also wurde der Streik durch verdi kurzfristig abgesagt. Busse und Bahnen fuhren am Dienstag leerer als üblich durch die Stadt, denn viele Fahrgäste hatten bereits Fahrgemeinschaften organisiert.

Wann die Gewerkschaft den Verkehr nun tatsächlich lahmlegt, wollte sie nicht mehr verraten. Stattdessen hat sie den Verkehr ohne Vorwarnung am Dienstag, den 28. April gegen 16 Uhr, mitten im Feierabendverkehr, einfach eingestellt. Planmäßig unterwegs waren nun nur noch die Buslinien 982, 984, 987 und 988. Diese Linien werden von schlechter bezahlten Fahrern eines Subunternehmers gefahren; übrigens ebenfalls ohne klimatisierte Fahrerkabine.

13 Tage Notfahrplan

Im Laufe der Tage organisierte die StadtverkehrsGmbH mit den ihr zur Verfügung stehenden Fahrzeugen und Fahrern einen Notfahrplan. Straßenbahnen fuhren etwa alle 30 bis 90 Minuten, bei den Bussen konnte in etwa der Umfang des Sonntagsfahrplans gefahren werden. In den Verhandlungen mit den Arbeitgebern konnte verdi am 8. Mai schließlich eine kompromissfähige Basis für weitere Verhandlungen erkennen und kündigte ein Ende der Streikmaßnahmen für Montag, den 11. Mai an.

Mehr zum Thema

Märkische Oderzeitung » Warum wir streiken (28.04.2015)

Märkische Oderzeitung » Streik (28.04.2015)

Märkische Oderzeitung » Streik-Versp (28.04.2015)

Märkische Oderzeitung » Rekord-Streik im Nahverkehr (05.05.2015)

Märkische Oderzeitung » SVF weist Vorwurf von Ver.di zur (08.05.2015)