Warnstreik bei der Frankfurter Stra
Mittwoch, 6. Dezember 1989

Erstmalig seit den politischen Veränderungen im Osten Deutschlands kommt es bei der Frankfurter Straßenbahn zu einer einstündigen Arbeitsniederlegung in der Wagenwerkstatt. Die Beschäftigten wollten auf die unzureichenden Arbeitsbedingungen aufmerksam machen.

Die Heizung ist so schwach, dass auch in den Hallen nur in dicken Wattejacken gearbeitet werden kann. Es fehle weiterhin an einfachsten Arbeitsmitteln wie Phasenprüfern, selbst Bohrmaschinen sind nicht in ausreichender Anzahl vorhanden. Die Schlosser arbeiten an einer Radsatzdrehbank von 1898, dem Eröffnungsjahr der Frankfurter Straßenbahn. Die Dachentwässerung sei trotz der seit den frühen 1980er Jahren laufenden schrittweisen Sanierung des aus dem 19. Jahrhundert stammenden Betriebshofes so defekt, dass Regenwasser direkt in die Hallen läuft. Zahlreiche Hilfsmittel sind wegen fehlender Ersatzteile nicht funktionstüchtig. Eine für Lackierarbeiten derzeit umgebaute Halle bekommt keine Entlüftung. Schwermetallhaltige Batterien werden unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen neu geladen. Batteriesäure wird nicht entsorgt sondern jahrelang in Fässern auf dem Gelände gelagert, Öl wird in Regenabflüsse und damit direkt in die benachbarte Oder gepumpt.